Predigten - 2025

Römer 11, 17-18, Galather 5, Vers 22 und 23


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Impulse 1 und 2

Kornelia Schauf / Elke von Schlichting

Impuls 1 (Kornelia Schauf)


Römer 11, 17-18

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde, 

die Synode unserer Kirche, NElCSA hat als Synodenthema ausgewählt: 

„Verwurzelt und reformiert“. Dazu hat Nicky Wenhold ein Logo entwickelt.

Es ist das Bild, das heute auf unserer PowerPoint ist.

Ein Baum, dessen Zweige wie ein Kreuz aussehen, wie ausgestreckte Arme. 

Das Thema nimmt einen alten lateinischen Satz auf, der oft zitiert wird: „Ecclesia semper reformanda est“! Das hört sich in lateinischer Sprache sehr klug an und bedeutet: Die Kirche bleibt reformationsbedürftig.

Weil der Satz in Latein ist, vermutet man, dass er schon aus dem Mittelalter kommt und er wird gerne Luther in den Mund gelegt. Das ist aber gar nicht so einfach zu belegen.

Der Satz wird so auch falsch zitiert: bzw.: so ist es eigentlich eine Banalität, die sich auf Latein etwas klüger anhört: Natürlich sind jede Kirche und jede Kirchengemeinde in den Wandel der Zeit eingebettet und es wird immer Veränderungen geben. 

Aber der Satz lautet etwas anders: „ecclesia reformata, semper reformanda secundum verbum Die“ (die reformierte Kirche muss beständig nach dem Wort Gottes reformiert werden)

Das hört sich schon anders an: denn hier geht es nicht mehr einfach um den Wandel, der selbstverständlich ist: zum Beispiel, dass wir als Kirche Computer benutzen und nicht mehr mit der Feder schreiben. Auch das will und wird zwar alles gut überlegt und bedacht sein. Natürlich fragen wir: wie modern und zeitgemäß kann, sollte, muss eine Gemeinde sein? Aber in gewisser Weise ist es selbstverständlich, dass sie mit der Zeit geht.

In dem Satz „ecclesia reformata, semper reformanda secundum verbum Die“ (die reformierte Kirche muss beständig nach dem Wort Gottes reformiert werden), ist ein bedeutender Teil. „Nach dem Wort Gottes!“

Das ist das Besondere und viel interessanter, dass die Schrift beständig ausgelegt wird und neue Erkenntnisse durch das Lesen der Bibel auch Veränderungen in Kirchen und Gemeinden bewegen.
Das Wesentliche bleibt das Studium der Schrift.

Da sind wir bei den Wurzeln, nach denen die Synode fragt. Doch diese Wurzeln sind eben, wie richtige Wurzeln eines richtigen Baumes: lebendige Wurzeln. Sie leben. Das Wort Gottes lebt und ist lebendig in der Bibel. Aber damit die Wurzeln weiter die Kraftquelle des Baumes bleiben – müssen sie ebenso gepflegt werden: nicht ausgegraben, aber eben doch auch gewässert.

Die Schrift muss und will ausgelegt werden, damit sie ihre Kraft behält – sonst werden es einfach Worte.

Im Römerbrief gibt es nun einen interessanten Abschnitt, der ebenfalls von dem Bild des Baumes und den Wurzeln geprägt ist. 

Ich lese: 


17 Wenn nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden, du aber, der du ein wilder Ölzweig bist, in den Ölbaum eingepfropft wurdest und Anteil bekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, 

18 so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.


Der wilde Ölzweig, der in den Ölbaum gesteckt wurde – das sind wir Christen. Wir haben Anteil bekommen an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums.

Leider wurde das später fast immer gegen das Judentum ausgelegt. Lange haben Christen behauptet: „Wir sind diejenigen, durch die der alte Baum veredelt wurde!“
Damit wird diese Textstelle sehr verdreht: Hier geht es darum, dass die Christen ihre Lebendigkeit, ihre Kraft, ihre Herkunft im Judentum haben. Das anzuerkennen ist eine Kraftquelle.
Es ist eine Gnade, ein Vorrecht, ein großartiges Geschenk, dass unser Glaube von so tiefen und gesunden und alten Wurzeln getragen ist.
Wunderbar, wenn wir das als Christen erkennen und anerkennen. Dann verwechseln wir nicht unsere Kraft und Gottes Kraft.

„Rühme dich nicht gegenüber den Zweigen!“ „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“

Wir Christen sind weder die bessere Variante des Judentums, noch sind wir dessen Veredelung. Im Gegenteil: wir Christen haben Anteil bekommen. Es ist ein Geschenk, ein Vermächtnis, dass wir mithineingenommen sind in diese alten Geschichten.

Lasst uns mit Ehrfurcht und Respekt, mit Liebe und Dankbarkeit die ganze Heilige Schrift lesen und als unsere Kraftquelle wahrnehmen. 

Amen


Impuls 2 (Elke von Schlichting)

Galather 5, Vers 22 und 23


Bald ist der Sommer da, da gibt es nebst bunten Blumen, summenden Insekten, und herrlich warmen Wetter noch viele andere große und kleine Freuden – und für mich persönlich zählt ein bunt und vielfältiger Fruchtsalat auch mit dazu. In einen guten Fruchtsalat gehören viele verschiedene Früchte – süße, saure, weiche, knackige, und bunte. Jede Frucht für sich ist gut – aber erst zusammen entsteht etwas Besonderes, Wunderschönes, und Wohltuendes.


Auch unsere Gemeinde ist wie ein Fruchtsalat: Schaut euch einmal um, eine bunte Mischung aus Jung und Alt, lang und kurz, ruhig und energisch. Hier gibt es gebildete und praktisch veranlagte Menschen, Angestellte und Arbeitsuchende, Selbstständige und Studierende, Rentner und erfolgreiche Berufsleute – alle gehören dazu.  Gott hat uns unterschiedlich geschaffen – mit einem Reichtum an verschiedenen Persönlichkeiten und Gaben, Geschichten und Meinungen. Und doch gehören wir zusammen – wir alle sind ein Leib in und durch Christus.

Und diese Vielfalt unsere Gemeindeglieder macht unsere Gemeinde nicht nur zu Zuhörern bei den sonntäglichen Gottesdiensten, sondern sie ist ein lebendiges Werkzeug Gottes für diese Welt.  

Aber: Wie bleibt so ein kunterbunter, saftiger Fruchtsalat lebendig, ohne dass einzelne Früchte zerdrückt oder matschig werden? Wie schaffen wir es, dass die Vielfalt nicht zu Chaos oder Spaltung führt?

Die Antwort ist kurz und einfach: durch den Geist Gottes, der Geist der hier und jetzt – und zu jeder Zeit – in uns wirkt.

Von diesem Geist haben wir heute in der neutestamentlichen Lesung gehört:

„Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit.“
(Galater 5,22 und 23)

Die Früchte an den Bäumen wachsen nicht allein – Sie bedürfen tiefe Wurzeln, einen starken Stamm, hochragende Äste und zarte Blüten, damit sie Früchte tragen können. Und ganz wichtig zu verstehen ist, dass die Früchte des Geistes nicht einfach aus uns selbst herauswachsen. Sie sind nicht das Ergebnis von Anstrengung oder Selbstoptimierung. Sie sind Geschenke des Geistes, der in uns lebt und wirkt – wenn wir es zulassen.

Wenn jeder Einzelne in unserer Gemeinde nicht nur fragt: „Was bekomme ich?“ Sondern: „Was kann ich geben?“, oder wenn wir einander Raum geben, statt uns zu überlagern, und uns gegenseitig dienen, statt uns zu vergleichen, dann wird aus unserer Vielfalt eine gelebte Einheit.  Dann wird unsere Gemeinde zu einem Fruchtsalat des Geistes: Liebe und Freude, Friede und Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit.

Und damit wird etwas sichtbar in dieser Welt: und das ist die Hoffnung. Hoffnung nicht als eine vage, schöne Idee – sondern als gelebte Hoffnung, die andere spüren lässt: Hier ist etwas anders. Hier ist Christus am Werk. Nicht durch Macht oder Lautstärke, sondern durch gelebte Frucht.

Lasst uns also immer wieder neu fragen: Welche Frucht darf der Geist Gottes heute in mir wachsen lassen? Welche Frucht bringe ich in diesen „Gemeindesalat“ ein?

Denn in dieser Vielfalt – getragen vom Geist – liegt die Kraft, Hoffnung zu bewahren und die Welt zu gestalten. Diese vielfältige Einheit ist ein kraftvolles Zeugnis in einer Welt, die oft von Spaltung, Konkurrenz und Misstrauen geprägt ist.


Nein, Die Kirche lebt eine andere Wirklichkeit: Gemeinschaft trotz Unterschiedlichkeit. Zusammenhalt in Christus.

Ein Leib, Ein Geist - Viele Früchte  und noch mehr Hoffnung. Und genau darin liegt die Hoffnung.
Denn wenn Menschen in aller Verschiedenheit miteinander glauben, lieben, dienen und feiern –
dann wird Christus sichtbar.
Dann wird Hoffnung bewahrt.
Dann wird die Welt verändert

So wie ein Fruchtsalat Freude macht, Kraft gibt und Leben spendet, so soll auch unser Leben als Gemeinde, als Schwestern und Brüder ein Leib mit Früchten der Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit, ein kleiner Vorgeschmack auf das Reich Gottes sein: Einladend, und echt. 

Amen.

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