2014-09-28 - 15. Sonntag nach Trinitatis - Pastor Horst Meyberg

Liebe Gemeinde!


Wir haben eben zwei unterschiedliche Lieder gesungen. Ein Lied aus unserer Zeit – und ein anderes aus einer längst vergangenen Zeit, aus dem siebzehnten Jahrhundert – also aus der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg: Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. – Dieses Lied hat mein Vater mit uns gebetet, als wir im Luftschutzkeller auf den Knien lagen und um uns die Erde von den Bomben - Einschlägen bebte. Ich habe dabei gelernt, dass man sich auf diesen Gott verlassen kann – und ich habe seit jenen Bombennächten eigentlich nie an der Gegenwart Gottes zweifeln müssen. Kraftvolle Worte, kraftvolle Lieder waren das, verlässliche Anker im Sturm der Zeit.
Oder ich denke an das andere Lied, das wir damals so oft gesungen haben: Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens! In einem Vers dieses Liedes heißt es: sprich nicht „ich sehe keine Mittel, wo ich such ist nichts zum Besten, denn das ist Gottes Ehrentitel: helfen, wenn die Not am größten. Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, tritt er herzu, uns wohl zu führen. Gib dich zufrieden!''


Das sind Glaubens Worte an denen man sich festhalten kann, wie an einem dicken Tau, wenn rundherum der Boden wankt. Es lohnt sich zu Haus einmal das ganze Lied 371 zu lesen und zu durchdenken. Das ist erlebte Erfahrung mit dem lebendigen Gott in schwerer Zeit. Das sind Lieder mit einem starken Fundament – wogegen viele Lieder aus unserer Zeit mir oft dürftig erschienen. Ja, manchmal dachte ich auch, dass man den mangelnden Inhalt moderner Kirchenlieder mit ständigen Wiederholungen derselben Worte, mit einem Refrain nach dem andern, ersetzen möchte.


Das klingt hart und ungerecht – und ist es wohl auch. --- Ich habe mich darum etwas näher mit modernen Kirchenliedern beschäftigt. Wenn man diese modernen Lieder sorgfältig liest und darüber nachdenkt, dann findet man doch auch in ihnen viele gute und wichtige Gedanken, die sich auf das Leben der Menschen unserer Zeit beziehen. Zum Beispiel wird da viel Gutes und Wichtiges über unserer Verantwortung für die Schöpfung gesagt, für die Schöpfung die durch menschlichen Unverstand und menschliche Schuld eher zerstört als erhalten wird.


Ich habe das Liedgut der Kirche in einer anderen Zeit und unter anderen Lebensverhältnissen oder Lebensumständen kennen und schätzen gelernt als die jungen Menschen unserer Tage; aber ich bin jetzt der Überzeugung, dass wir alle aus alten Chorälen und neuen, modernen Liedern, unseres Gesangsbuches viel Wichtiges für unseren Lebens lernen können.


Warum habe ich diese Gedanken nun wohl an den Anfang unserer heutigen Predigt gestellt?


Nun, so wie unser Gesangbuch gefüllt ist mit Glaubenszeugnissen aus sehr verschiedenen und unterschiedlichen Zeiten und Verhältnissen, so ist es mit den Texten der Bibel genauso. Die Texte der Bibel sind Glaubenszeugnisse von Menschen, die unter unterschiedlichen Lebensumständen und zu verschiedenen Zeiten mit ihrer eigenen Not und dem helfenden Eingreifen Gottes durch den Heiligen Geist angeleitet wurden, diese Erfahrungen mit Gott weiter zu sagen an andere Menschen.
Es sind Lebenserfahrungen von Menschen die Gott angesprochen, geführt, gerufen oder zurecht gewiesen hat. Eigentlich ist es eine besondere Gnade das Gott sich auf so unterschiedliche Weise den Menschen zuwendet und dabei Rücksicht nimmt darauf, was der Mensch jeweils zu seiner Zeit verstehen, erkennen und hören kann!


Wenn ich nun sage, das der Predigttext für diesen Sonntag die Schöpfungsgeschichte ist, dann werden wir vielleicht gleich denken: ach ja, das kennen wir ja vom Konfirmandenunterricht: am Anfang schuf Gott Himmel und Erde und die Erde war wüst und leer und Finsternis lag über dem Wasser, und Gott sprach es werde Licht, und es ward Licht!


Aber da muss ich enttäuschen. Bei der Schöpfungsgeschichte, die ich jetzt vorlesen werde, handelt es sich um eine andere Schöpfungsgeschichte, eine Schöpfungsgeschichte die aus einer ganz anderen Zeit stammt. Die Theologie kann das auch sprachlich nachweisen, ich will aber nicht darauf eingehen heute, sonst wird diese Predigt zu lang. Die uns bekanntere und geläufigere Schöpfungsgeschichte steht ja im 1. Kapitel des 1.Buch Mose. Unser Text steht im zweiten Kapitel des ersten Buch Moses und lautet wie folgt:

Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte. Und alle Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen, denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Dieser Schöpfungsbericht ist wahrscheinlich viel älter als der, den wir im ersten Kapitel der Bibel finden können. Aus der Familie des Abraham war inzwischen wohl die Gemeinde der Juden entstanden. Vielleicht war die vorliegende Fassung des Schöpfungsberichtes den Priestern nicht deutlich genug und so verfassten sie das, was wir im ersten Kapitel als Schöpfungsbericht lesen:


Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde usw.


Nun können wir uns vielleicht fragen, wie kann man denn dann noch die Bibel als das Wort der Wahrheit anerkennen, wenn da schon in den beiden ersten Kapitel so unterschiedliche Berichte gegeben werden? Wir werden in vielen Teilen der Heiligen Schrift Ähnliches finden, sodass wir denken können, dass unser Glaube in der Bibel keinen einigen, festen Grund hat, wenn dort so unterschiedliche Aussagen gemacht werden.


Aber in Wahrheit ist es letztlich gar nicht so! Letztlich ist es dieselbe Botschaft – nur dass sie zu verschiedenen Zeiträumen dem menschlichen Wissen und Verstehen angepasst ist!


Stellen wir uns einmal vor, die Schöpfungsgeschichte, die vor unendlich langer Zeit zunächst mündlich weitergegeben wurde und dann ihre schriftliche Form fand – stellen wir uns einmal vor dieser Bericht wäre in der Sprache der modernen Geophysik verfasst worden mit Begriffen und Worten, die wir in den wissenschaftlichen Büchern unserer Zeit finden. Die Menschen damals hätten wohl gedacht, dass da in einer ganz fremden Sprache geredet wird. Sie konnten die Sprache von Albert Einstein und Max Plank nicht verstehen! Darum musste ihnen die Botschaft von der Schöpfung in einer Sprache und in Bildern gegeben werden, die sie verstanden!


Ein Naturwissenschaftler unserer Tage hat gesagt, dass er zum Glauben an den Gott der Heiligen Schrift gekommen sei, als er feststellte, dass die Aussagen der Bibel den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit manchmal in erstaunlicher Weise entsprechen. Ohne Licht und ohne Wasser kann sich kein Leben entwickeln - eine naturwissenschaftliche Voraussetzung, die wir auch in den ersten Versen des biblischen Schöpfungsberichtes finden.


Vor allem dürfen wir nicht vergessen, dass die Bibel gar kein exaktes Unterrichtsbuch sein will. n. Die Bibel will uns nicht sagen wie Gott die Welt geschaffen hat – sondern die Bibel will uns zeigen dass Gott die Welt geschaffen hat! Die Welt, das Leben der Menschen, alles was es gibt, ist nicht aus einem Zufall geboren,nicht zufälliges Nebenprodukt einer urzeitlichen Naturkatastrophe - sondern Gott hat alles geschaffen - wie - das wissen wir nicht und können wir nicht wissen!


Darum habe ich auch nie wirklich verstanden, warum etwa die Vertreter des christlichen Glaubens wie er in der Bibel dargelegt wird und die Vertreter des Darwinismus, also der Entwicklungstheorie ständig im Streit stehen
.Ich würde mich mit einem Darwinisten nicht streiten, denn ich müsste ihm sagen: wie Gott die Welt geschaffen hat, das weiß ich auch nicht und das weißt du nicht und das können wir mit unserem menschlichen Verstand auch nicht herausfinden. Ich weiß nur, dass hinter allem Gott als der Schöpfer Himmels und der Erden steht!


Im Schöpfungsbericht des ersten Kapitel der Bibel wurde den Menschen mit dem einem Bild dessen was sie wussten und kannten – nämlich einer Arbeitswoche mit schweren Arbeitstagen und der Notwendigkeit des Ausruhens - die Schöpfung erklärt.
Was in unserem heutigen Predigttext gesagt wird, ist grundsätzlich nichts anderes.

 

Die entscheidende Botschaft unseres Textes ist die folgende:

  1. Gott ist der Schöpfer der ganzen Welt. Auch der Mensch ist nicht ein Zufallsprodukt einer Naturkatastrophe - sondern von Gott gewolltes und geschaffenes Kind Gottes! Auch die naturwissenschaftliche Forschung ist erlaubt und geboten, aber der lebendige Gott und sein heiliger Wille ist und bleibt die Begrenzung unseres Lebens, unseres Forschens und unserer Erkenntnisse!
  2. Zur Schöpfung des Menschen wird gesagt, dass der Mensch Erde von Erde ist – also ganz zur Schöpfung Gottes gehört – aber der Odem Gottes, der leben-schaffende und leben-erhaltende Atem des Schöpfers erhebt uns über die übrige Schöpfung! Mit Gott und durch Gott leben und bleiben wir. Im Neuen Testament wird dasselbe zum Ausdruck gebracht – etwa mit den Worten aus Römer Kapitel 8„Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder! Wir haben nicht den Geist der Knechtschaft empfangen sondern den Geist von Kindern, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! '' Oder wir denken an das bekannte Wort: „Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir so sterben wir dem Herrn - also ob wir leben oder sterben - wir sind des Herrn!!'' Wir gehören zu ihm und nehmen über den Tod hinaus an seinem Leben teil.
  3. In unserem Text wird uns die ganze Schöpfung als ein großer Garten Gottes vorgestellt. Vielleicht könnten wir alle dasselbe tun, was ich jeden Abend tue, wenn ich vor dem Schlafen gehen noch einmal durch das Fenster in meinen Garten schaue. Dann spreche ich jeden Abend als letztes Gebet: „Danke Gott für diesen schönen Garten, für all die Blumen und Bäume, für unsere Hunde, durch die Du uns so viele Freude schenkst und für die Vögel! Danke!!" -- Wenn ich mit diesen Worten den einen oder anderen zum Loben und Danken ermutigen könnte - dann wäre meine Predigt- ja dann wäre mein Leben nicht vergeblich gewesen.
  4. In diesen schönen Garten seiner Schöpfung hat Gott uns hineingestellt, in diesem Garten zu arbeiten, ihn zu erhalten zur Freude Gottes und unserer Mitmenschen. Wir sind Stellvertreter im Garten Gottes - Stellvertreter Gottes in seiner Schöpfung und sollen uns als Verwalter für die Erhaltung der Schöpfung einsetzen. Das Wort „Arbeit“ bekommt von diesem Auftrag her eine ganz neue Bedeutung. Arbeit im Auftrag Gottes ist nicht Strafe Gottes. In unserer Zeit droht dem, was wir Arbeit nennen, eine doppelte Gefahr. Einmal wird Arbeit als notwendiges Übel angesehen, als Mittel zur Erhaltung unseres Lebens und Lebens-standarts. In der Arbeit sieht man nicht mehr Lebensgenuss sondern Plage. Beruf wird nicht mehr als Berufung verstanden sondern als Job, der uns hilft in der Welt des Materialismus erträglich und gut zu leben. Großen Erfolg in der Arbeit zu haben, wird uns zum Götzen, für den wir rücksichtslos alles opfern, auch die Gesundheit der Natur und das Wohlergehen anderer Menschen. Wer seinen Beruf als Berufung versteht - als Aufgabe, zu der uns Gott gerufen, in die uns Gott hineingeführt hat, der weiß, dass wir mit allem, was wir tun, Gott dienen und Gott loben können. Arbeit als Gottesdienst verstehen - ein Gedanke über den nachzudenken sich lohnt!! Unser Text möchte uns daran erinnern, dass wir nicht arbeiten müssen – sondern arbeiten dürfen! Mitarbeiter in Gottes Schöpfung dürfen wir sein. Wie habe ich mich gefreut, als mein kleiner Sohn eines Tages mit einer Maurerkelle zu mir kam, um mir beim Bau des Hühnerstalles zu helfen. Wir sind Kinder Gottes und damit Mitarbeiter Gottes in seiner Schöpfung.
  5. In der Hand Gottes sind wir geborgen. Sie hält und umfasst unsere ganze Welt und unser ganzes Leben. (Dazu das Bild von der Welt in Gottes Hand - und die Worte:)

Von Gott geschaffen - aus Gottes Hand!
Er schuf den Menschen, er schuf das Land,
er schuf den Himmel, er schuf die Erde,
und auch über dir steht sein Wort: „Es werde! ''

Von Gott geschaffen, aus Gottes Rat!
Er gab seiner Schöpfung das Ziel, den Pfad,
und welche Wendung dein Weg auch nimmt,
das Ziel und der Weg sind von Gott bestimmt!
Drum habe Vertrauen und halte Mut,
denn was Gott machte, war alles gut,
und was Gott plant für Zukunft und Zeit,
ist gut und gesegnet in Ewigkeit.

 

Als Gottes Kinder im Garten Gottes zu leben und das Geringe, das wir tun können, fröhlich schaffen – dazu ruft uns unser Text auf und verspricht uns gleichzeitig die Geborgenheit in der Liebe des Schöpfers für Zeit und Ewigkeit! Amen

 

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