(Matthäusevangelium 21,1-11)
Move 1 Man braucht einen Plan
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen
Liebe Gemeinde, 25 Jahre ist es nun her. Am 1. Advent 1993 fand der Einweihungsgottesdienst unserer Kirche statt. Und wenn man so eine große und großartige Kirche baut, dann braucht man einen Plan und den hatte man, soweit ich das gehört habe und hier in dieser Festschrift nachlesen konnte.
Nur einige kleine Spots von damals seien hier erwähnt:
Bereits Anfang der 70er Jahre war die Planung des Gemeindezentrums beschlossen worden, 1977 kam es zum Grundsatzbeschluss eine neue Gemeinde in Pretoria Ost zu gründen. Seit 1984 wurde ein Planungsausschuss ins Leben gerufen, seit 1985 fanden Gottesdienste in der Aula der Dt. Schule statt. Gleichzeitig gab es Kindergottesdienst.
Schon bevor sich also der Bauausschuss am 1986 traf, war schon viel geplant und getan. Man brauchte Geld, viel Geld. Unterschiedlichste Sammelaktionen wurden durchgeführt. Die Gemeindebeteiligung war überwältigend heißt es. Ein lebendiges Gemeindeleben war damals schon zu spüren. Bäume wurden auf dem Grundstück gepflanzt. Am 3. März 1991 dann kam es zum 1. Spatenstich durch Präses Graz, bereits am 19. Mai zur Grundsteinlegung im Rahmen eines Gottesdienstes mit Präses Dieter Lilje. Es brauchte viel Durchhaltevermögen bei diesem großen Projekt. Es gab Höhen und Tiefen während der Bauzeit.
Und ich kann mir vorstellen, dass es einige unter euch gibt, die sich an den Einweihungsgottesdienst erinnern. Daran auch, dass es müde Männer unter euch gab, die die ganze Nacht im Countdown die Kirchenbänke eingebaut hatten, weil sie erst tags zuvor geliefert worden waren.
Heute - 25 Jahre danach sitzen wir wieder hier. Einige von damals, viele, die damals noch nicht hier waren. Eine lebendige Gemeinde, vieles ist in den 25 Jahren passiert, viele Kinder getauft worden, viele Ehen geschlossen, Freundschaften sind gewachsen seitdem, viele Projekte entstanden, Menschen sind gekommen und gegangen. Und jeden Sonntag sitzen wir hier, versammelt und dem Kreuz, Jesus Christus, unser Heiland, in unserer Mitte. Feiern das Abendmahl.
Und jedes Jahr aufs Neue bereiten wir uns im Advent auf die Ankunft Jesu in der Welt vor. Manche machen sich auch dafür einen Plan, manche rutschen eher so hinein in die Adventszeit.
Jesus wollte nicht einfach so rein rutschen. Damals nach Jerusalem. Er hatte einen Plan. Er bewegte sich und brachte Menschen in Bewegung. Und er hat Vorbereitungen getroffen.
Bibeltext vorlesen
Liebe Gemeinde, Jesus scheint gewusst zu haben, was auf ihn zukommt. Er hat die Jünger genau angewiesen, was zu tun war. Und sie haben ihm vertraut. Gesagt – getan.
Manchen Filmen über Jesus gelingt es, seine Ausstrahlung auf die Menschen rüber zu bringen und die muss groß gewesen sein. Und dann denke ich so manches Mal: ja, vielleicht wäre ich auch mit ihm mitgegangen.
Move 2 Die große Bandbreite – die Menschenmenge
Schauen wir uns doch mal die Menschenmenge an, die damals dabei war, auf dem Weg in die Stadt.
Wo wäre ich zu finden gewesen?
Vielleicht unter eben diesen seinen Jüngerinnen und Jüngern? Mit meiner eigenen u.U. belasteten Vergangenheit, mit Komplexen und Problemen? Hätte ich eine neue Zeit erwartet? Voller Vorfreude darauf, dass die Fremdherrschaft zu Ende geht?
Hätte ich meine Eselin mit ihrem Füllen abgegeben, einfach so?
Würde ich vielleicht unter all jenen zu finden sein, die Hosianna rufen: ein Hilferuf, der bei Jesus zu einem Jubelruf wird?
Hätte ich meine Kleider abgelegt? Wäre jubelnd am Straßenrand gestanden, wohl ahnend, dass ich Jesus alles vor die Füße legen kann, all meine Äußerlichkeiten? All meinen angelegten Schutz, verletzlich, „nackt“ vor Jesus sein? Gleich mit allen anderen, die sich so vor Jesus zeigen? Hätte ich gespürt: der Glaube hilft mir, schenkt mir Hoffnung, dass mit diesem Jesus die Freiheit in mein Leben einziehen möchte?
Oder wäre ich misstrauisch in der zweiten Reihe gestanden? Hätte gefragt: wer ist der? Oder hätte ich womöglich noch nichts von Jesus mitbekommen, weil mir eigentlich egal ist, was in der Welt passiert?
Vielleicht wäre ich auch genervt von der Unruhe, pikiert vom Chaos im sonst wohl geordneten Alltag.
Oder hätte ich mich an die Prophezeiung des Sacharja erinnert?
„Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.«
Move 3 ein anderer König als sonst
Denn sowas gab es noch nie. Menschen jubeln einfach so, ohne bestellt zu sein, nur weil sie sicher sind, dass Jesus ihnen hilft.
Sie erkennen, was im Leben zählt, was wichtig für sie ist. Sie empfinden Dankbarkeit, lassen sich in Anspruch nehmen, beziehen Position. Jubelnde Menschen am Wegesrand fangen an, eine Geschichte zu verstehen, und sie begreifen, wie diese Geschichte sich in ihr eigenes Leben hinein fortsetzt.
Sie waren schon bei Einzügen von Herrschenden dabei gewesen. Ein Einzug im römischen Reich war sonst immer ein Triumphzug. Einem Einzug ging ein Sieg voraus. Und dann mit Pferden und Waffen.
Jesus aber kommt auf einem Esel mit Füllen, ohne Waffen. Er hatte gerade Blinde geheilt und mehrmals angekündigt, dass er leiden und sterben und auferstehen würde. Er hat seinen Jüngern erklärt, wie das mit dem Herrschen und Dienen funktioniert.
Das ist kein klassischer Triumphzug, liebe Gemeinde, den wir da erleben. Dennoch weiß Jesus um seine Herrschaft.
Sein Ziel ist der Tempel. Er wird das Heiligtum von Grund auf umgestalten zu einem Heiltum. Er wird noch mehr Menschen heilen und abschließend werden Kinder ihn loben. Der Heiland kommt für alle, die am Rand der Gesellschaft stehen.
Es ist wirklich ein besonderer König, der da in Jerusalem Einzug hält. Er ist ein besonderer König. Wegen ihm entstehen Gemeinden, werden Kirchen gebaut, die Menschen zusammenbringt, die eine gemeinsame Mitte haben. Diese Mitte feiern wir an Weihnachten.
Move 4 Jesus kommt ob mit oder ohne Vorbereitungen
Der Advent ist da, um die Bedeutung Jesu immer wieder neu zu fassen. Zu schauen, was bringt Jesus mit? Nämlich Frieden für mich innen drin und für die Welt. Der „Hilf doch“ Einziehende soll nicht nur in mein Herz einziehen, er soll dahin, wo Hilfe am allernötigsten ist.
Was diese Geschichte wunderbar zeigt und mich auch entlastet von all den Vorbereitungen, mit denen ich mich vielleicht unter Druck zu setzen pflege.
Jesus kommt, egal, wie man vorbereitet ist.
Um eine Kirche zu bauen, braucht man einen Plan.
Man braucht hingegen keinen Plan, dass Jesus einzieht. Nämlich den Plan hat er selbst. Er kommt. So oder so.
Der damals in Jerusalem einritt und Stadtgespräch wurde , er wird und er kann sich nicht damit begnügen, rein geistig und rein unsichtbar zu kommen.
Es bleibt nicht bei dem, dass er sich in Brot und Wein austeilen lässt und in unsere Herzen einzieht, denn sonst würde sich die Welt zu wenig ändern.
Move 5 Er soll noch einmal kommen bittebitte
Alles hängt an dem, dass er noch einmal kommt, denn sonst bleiben die Toten tot und das Leid in dieser Welt ewig.
Wenn wir im Evangelium weiterlesen, dann kommen wir zu der merkwürdigen Stelle, da Jesus ankündigt, des Menschen Sohn werde auf den Wolken des Himmels kommen mit großer Macht und Herrlichkeit. (Mt 24,30)
Die Ankunft auf dem Esel ist vorbei. Jetzt erleben wir seine Ankunft im Geist, und einmal kommt er auf den Wolken und das heißt doch: universal.
Bis dahin gibt es noch das Hilfe – Bedürftige in der Welt, weil es das Böse in der Welt gibt, es gibt unsere Ängste und Unsicherheiten.
„Komm doch“. Möchte ich schreien. Denn er wird kommen. Der Klageruf wird zum Freudenschrei werden. Da mag die Bosheit in der Welt Fortschritte machen, wie sie will.
Wir sind für Jesu Zukunft da. Und an dieser Zukunft müssen wir festhalten. Wir wissen, was uns gut tut.
Lasst uns diese Adventszeit dafür nutzen, dem nachzuspüren.
Lasst uns nicht gleichgültig sein gegenüber dem, der kommt. Der der in unserem Innern wohnt.
Lasst uns eine Gemeinde sein, die um eine schöne Geschichte vom Einzug in Jerusalem weiß die eines Tages neu passiert, anders und endgültig. Wir sind dabei, das ist schön. Amen