(Jesaja 9,1-6)
Move 1: Licht zum Leben
Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, da wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestellen. Er versammelte die Weisen des Landes und rief seine beiden Söhne herbei. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte: Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend füllen. Womit, ist eure Sache." Die Weisen sagten: "Das ist eine gute Aufgabe."
Der älteste Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter dabei waren, das Zuckerrohr zu ernten und in einer Mühle auszupressen. Das ausgepresste Zuckerrohr lag nutzlos umher. Er dachte sich: "Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem nutzlosen Zeug die Halle meines Vaters zu füllen." Mit dem Aufseher der Arbeiter wurde er einig, und sie schafften bis zum späten Nachmittag das ausgedroschene Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger." Der Vater antwortet: Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten."
Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das ausgedroschene Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.
Der Vater sagte: "Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen."
Liebe Gemeinde,
es musste Abend werden bis der zweite Sohn kam und das Licht die Halle des Schlosses bis in die letzten Winkel hinein erfüllte.
Es muss Abend werden, dunkel werden, bevor das Licht hervorscheint. So wie jetzt auch. Draußen ist es jetzt dunkel. Es ist Heilig-Abend geworden. Das Licht braucht die Dunkelheit, damit es wirken kann. Und wenn es wirkt, dann hat, wie in der Geschichte, der erste Sohn mit seinem Zuckerrohr keine Chance mehr.
Denn wir brauchen das Licht zum Leben. Ohne Licht gäbe es keine Photosynthese, kein Pflanzenwachstum, keinen Sauerstoff. Ohne Sonnenlicht wäre die Erde kalt und unbewohnbar. Licht gestaltet unseren Tagesablauf. Licht macht gute Laune und vertreibt Depressionen, Licht kann Gefühle auslösen. Es macht sichtbar, was im Dunkeln und Verborgenen lag. Menschen fürchten sich nicht mehr, wenn es hell ist.
So muss ich zugeben, es stört mich nicht, dass ich in diesem Jahr an Weihnachten mit Licht beschenkt bin. Kein trüber Wintertag mit Nieselregen bei 5 Grad, der einem schlechte Laune macht.
Move 2 Gott liebt das Licht
Auch Gott liebt das Licht.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht!
Gottes erste Amtshandlung. Licht sollte werden. Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Gott hat einen Lebensraum geschaffen, hell erleuchtet, wo wir Menschen leben können. Er erträgt es nicht, wenn Menschen im Dunkeln wandeln müssen.
Nun ist es leider seit Menschengedenken so, dass Menschen es sich gegenseitig schwer machen. Einander sprichwörtlich in Dunkelheit versetzen.
Move 3 Dunkle Zeiten in der Bibel
Einzelne und ganze Gruppen und Völker. Und Gott hat immer schon und immer wieder durch seine Propheten verkünden lassen, dass am Ende das Licht siegt.
Das braucht oft eine ganze Weile bis es sich durchsetzt, aber am Ende… da wird lauter Licht sein.
Hört die Worte des Propheten Jesaja: Jesaja 9,1–6
1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.
3 Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
4 Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;
6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.
Liebe Gemeinde,
kostbare, Licht-reiche Worte für Menschen, in deren Leben es finster geworden ist. . Und sie entfalten ihre große Kraft. Generationen von Menschen in Israel haben sich von ihnen trösten lassen, gerade in den finsteren Zeiten, als Israel im Exil in Babylon ist.
Wie der Prophet erkennen sie jeweils zu ihrer Zeit die Zeichen der Zeit, deuten sie kritisch und ziehen daraus Konsequenzen für ihr Handeln. Wie Jesaja in seiner Zeit bemühen auch sie sich, aus der Erwartung auf Gottes Hilfe zu leben und ihre Mitmenschen an Gott zu erinnern, der nicht möchte, dass wir leiden müssen – und daran, dass die Welt, in der wir leben, nicht dem Untergang geweiht ist.
Immer wieder hören sie die alten Prophetenworte neu, ergänzen sie, schreiben sie auf, bewahren sie auf diese Weise und geben sie weiter. Zeugnis einer Hoffnung, die nicht mehr aus der Welt zu kriegen ist:
So erreichen diese Worte auch die Männer, Frauen und Kinder, die später in Israel leben. Zur Zeit des Kaiser Augustus und als Quirinius Statthalter in Syrien war.
Dunkle Zeiten, karge Landschaften, viele leben am Rande der Gesellschaft. Ausgebeutet und versklavt von den Römern, irren sie umher, heimatlos, schutzlos auf der Suche nach Essen, Arbeit und Heimat. (kommt mir irgendwie bekannt vor – auch heute noch)
Das jüdische Volk, von den Römern belagert, sehnt sich nach Freiheit und Selbstbestimmung - nach einem besseren Leben. Die römische Herrschaft ist hart und grausam, sorgt nicht vor gegen Hunger, Dürre und soziale Ungerechtigkeit. Kein Licht am Ende des Dunkels.
Und in diese Zeit hinein wird dieser Junge geboren, von dem die Menschen nachher sagen: „Er macht unser Leben hell, er bringt Licht in unsere Dunkelheit, er schenkt uns die Wärme des Reiches Gottes. Jetzt ist es nicht mehr so düster im Land, auf das sich die Finsternis gelegt hat.“
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell!“
Ich kann mir vorstellen, wie dieses Zukunftsbild die Menschen berührt hat, wie es ihnen Kraft und Mut gegeben hat weiterzuleben, auch wenn alles um sie herum trostlos und sinnlos erschien.
Move 4 Da wird Licht sein
Trostlos und sinnlos. Nein, nicht nur damals. Auch heute. An so vielen Ecken und Enden, in so zahlreichen Winkeln der Erde. In der Weltpolitik, den Kriegen im Nahen Osten und in Afrika, den Terroranschlägen, den Konflikten zwischen Israelis und Palästinensern, die Naturkatastrophen, die Umweltzerstörung, Menschenhandel, Flüchtlingsleid, beunruhigende Zeiten und Streit über die richtige Richtung im eigenen Land. Trostlos und sinnlos auch so oft im eigenen Leben. Da ist z.B. die Sorge um den Arbeitsplatz, Streit und Missgunst, zu viel Arbeit, zu wenig Zeit, Angst um die Kinder oder die älter werdenden Eltern, Krankheiten, das Ende der Liebe, Einsamkeit, der Tod eines lieben Menschen und viel zu oft Gewalt, wo Liebe sein müsste.
Und ich höre heute hier im Gottesdienst jene Worte aus uralten Zeiten, mir so nah und doch so fern. Vertraut und immer wieder neu.
„Fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids.“
Und ich merke: es geht um mich! Und zwar heute! UNS ist der Heiland geboren. Jetzt, da wir Gottesdienst feiern und zur Krippe treten.
Ich darf kommen, wie ich bin. Und ich ahne: es ist ein wunderbareres Geschenk, das Leben zu haben, trotz all seiner Brüche und mit all den Widersprüchlichlichkeiten in mir. Ich bin geliebt und trotz allem, was dagegen spricht, darf ich hoffen. Auf ein Licht am Ende des Tunnels. Und ich darf darauf vertrauen: ich bin nicht allein damit. Gott ist Mensch geworden und weiß, was das Leben manchmal so mit einem macht. Er kennt alle Abgründe und menschlichen Bedürfnisse und Fehler, die passieren.
ABER: Ich BIN WILLKOMMEN und darf mir all die dunklen Ecken und Winkel an der Krippe ausleuchten lassen, ohne mich dafür zu schämen. Das ist Weihnachten. Das ist ANKOMMEN können. Das ist im Licht zu stehen und Licht innendrin zu fühlen. Weihnachten geschieht innen. In mir. Dort, wo ich so selten bin. Weil es da oft nicht leicht auszuhalten ist mit all dem Hin und Her, dem Auf und Ab, dem Glück und der Traurigkeit. Aber ich sehne mich nach Ruhe und Ausgeglichenheit.
Gott verwandelt die Welt nicht, indem er anfängt zu zaubern, sondern indem Menschen eine andere Haltung zum Leben gewinnen. Vertrauen in die Zukunft kann wachsen und die Gewissheit, dass Gott in der Welt ist und sie in seinen Händen hält.
Und dann wird da Licht sein.
Und wir haben gehört: Licht hat die Eigenschaft alles auszuleuchten: Es kann das Licht nicht unter einen Scheffel gestellt werden, sondern es muss auf einen Leuchter gesetzt werden, damit es leuchtet, allen die im Hause sind. Und außer Haus.
Move 5 auch ich kann Licht sein
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
So soll es heute heißen. In nah und fern. Ob in Deutschland oder Afrika. In der Schweiz oder Australien. In meiner Nachbarschaft und bei mir zu Hause.
Es gibt schöne Geschichten, wie Menschen es für andere Licht werden lassen. 2 seien hier nur genannt und sie stehen für viele andere. Vielleicht inspirieren sie auch uns.
Da gibt es einen Hobbykoch, ein guter Bekannter von mir in meiner ehemaligen Gemeinde, Daniele Maula, der jedes Jahr via facebook 30 Menschen, Alleinstehende, Kinder, alle, die sich einsam fühlen, am 1. Weihnachtstag zu einem 4 Gänge Menue einlädt, so als säße man in einem Nobelrestaurant. Er zahlt alles und glaubt mir, es ist vom Feinsten. Er wird bei einigen tatsächlich schon der Engel von Maulburg genannt.
Und auch hier sind Menschen unterwegs, die anderen Licht bringen. Heute z.B. Markus und Andrea Meyer, die nachher ihr Haus öffnen für alle, die nicht allein sein wollen heute Abend. Familie Wittenberg und Hagedorn, die ihr Haus öffnen, damit man dort in regelmäßigen Abständen gemeinsam das Abendmahl feiern kann, besonders für die, die es in die Kirche nicht mehr schaffen. Menschen, die andere besuchen. So viele an der Zahl, dass ich sie nicht nennen kann. Noch vieles andere wäre hier zu nennen.
Für einen anderen die Tür öffnen, jemanden hereinlassen oder ihn besuchen, ihm zuhören, gar trösten, ihr Mut machen, bedeutet, jemandem Licht ins Leben zu bringen. Sich für eine bessere, hellere Welt zu engagieren, bedeutet, in Gottes-Dienst unterwegs zu sein. Für den Gott, der an Weihnachten als Licht in die Welt kam. Und Gott sprach: Es werde Licht – und es ward Licht.
Amen