(Johannes 1,1-5.9-14)
Gott macht einen Anfang – wir können das auch wagen.
Text schon in der Lesung
1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.
3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
10 Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht.
11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Move 1 Anfangsgeschichten
Was für ein poetischer Text begegnet uns heute am Weihnachtsmorgen. Er wirkt auf mich wie ein kunstvoll eingepacktes Geschenk, das wir auspacken dürfen. Es gibt doch diese Geschenke, die immer mit ganz viel Papier eingewickelt sind. So kommt es mir auch mit diesem Weihnachtstext vor. Schicht für Schicht decken wir auf und staunen, was wir vorfinden.
Weihnachten feiern wir die Geburt eines besonderen Kindes. Das hat uns Lukas gestern erzählt. . „Sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Man kann es schon fast auswendig mitsprechen. Lukas genießt dort das alljährliche Recht, verlesen zu werden. Was er über Weihnachten schreibt, ist gesetzt. Auch in unseren Köpfen. Jahr für Jahr.
Nun ist jede Geburt an sich schon ein Wunder und erst wenn das Kind zur Welt kommt, kann man es ganz sehen. Und selbst wenn die Babies da sind, erfahren wir sie oftmals als Überraschungspakete. Gott überrascht uns auch.
Aber fangen wir vorne an. Noch weiter vorne. Am Anfang aller Anfänge. Weihnachten beginnt nämlich gar nicht in Bethlehem, sondern viel früher. Das erzählt uns heute Johannes.
Im Anfang, liebe Gemeinde, war das Wort. Man kann auch sagen am Anfang war Vernunft, war Denken, war Überlegung; aber im Idealfall gehört das zusammen. Überlegen und Sprechen, das klappt nicht immer, aber wir sprechen heute von Gott und da fällt beides ineinander. Im Anfang war das Wort.
Aber was … war am Anfang all der anderen Anfangsgeschichten? Es gibt viele. Jede und jeder hat so seine eigenen. Jede Liebesbeziehung hat ihre Anfangsgeschichte: weißt du noch, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Jede Familie hat eine, ach was sag ich, hat ein ganzes Buch voller Anfangsgeschichten.
Weißt du noch, die erste Nacht im neuen Haus? Weißt du noch, der Anfang in der neuen Schule? Weißt du noch, unser erster gemeinsamer Urlaub? Weißt du noch, als wir hier angekommen sind? Weißt du noch unser erstes Weihnachtsfest mit unserem Kind? Auch jeder Streit fängt irgendwo an. Jede Krankheitsgeschichte hat einen Anfang und jede Versöhnungsgeschichte auch.
Anfänge haben es in sich. Aller Anfang ist schwer. Sich auf Neues einlassen, Gewohntes hinter sich lassen, sich neu trauen, ohne wirklich zu wissen, wie das werden wird. Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe und des Friedens – Weihnachten ist ein Fest des Neuanfangs. Gott fängt neu an.
Move 2 Anfangsworte, weil Gott es so will
Und am Anfang, liebe Gemeinde stehen oft Worte. Worte können Wunder wirken. Sie können ermutigen, klären, trösten, Blockaden lösen, Augen öffnen.
Oft sind es ganz einfache Worte, die Wunder wirken. Weihnachtsworte. Vielleicht kennt ihr solche Anfangsworte, erinnert euch an Worte, die mitten ins Schwarze trafen und Neues in Gang brachten. Die euch gesagt wurden oder die ihr selbst jemandem gesagt habt. Vielleicht ist auch die ein oder der andere unter uns, die sich danach sehnt, darauf hofft, auf solche weihnachtlichen Anfangsworte…
Das müssen meist keine großen, komplizierten Sätze sein. Aber… jemand muss sie sprechen. Jemand muss den Anfang machen. Den Anfang aller Anfänge macht Gott. Das ist schon so bei der Erschaffung der Welt. Und Gott sprach: es werde Licht. Und er sprach noch mehr in diesem Prozess des Werdens.
Gott spricht – es geschieht. Und er spricht im Laufe der Zeit noch mehr. Z.B. Mit Adam und Abraham, Mose und durch die Propheten.
Und jetzt heute Weihnachten.
Da kommen wir noch mal zurück an den Anfang. Und dann wird klar: Gott war niemals allein. Er hatte schon immer das Wort. Sein Wort. Ein Stück von ihm. Seine Kraft, seine Lebendigkeit, die erklingt und dadurch Wirklichkeit schafft.
Also Gott ist von Anfang an im Gespräch. Mit der Welt und mit sich selbst. Und an Weihnachten, da passiert das Unglaubliche: Das göttliche Wort wird Fleisch. Gott spricht wieder. Weihnachten heißt: Gott wird Mensch. Wir sind ihm wertvoll. Er möchte eine Beziehung zu uns haben.
Was er sich dabei gedacht hat? Vielleicht dies: Ich bin von den Menschen anscheinend doch nicht so leicht zu verstehen. Schöpfung, das ist lange her. Wer kann sich daran noch erinnern? „Ach, was soll’s“, denkt er sich. „Ich schicke ihnen jemanden, der mich neu erklärt. Der mich begreifbar macht. Einen Menschen, der ihnen hilft, mich zu verstehen. Oder gehe ich besser gleich selbst hin? Ach komm, ich mache beides. Schließlich ist ja Weihnachten.“
Wahr Mensch und wahrer Gott, haben wir im Glaubensbekenntnis gesprochen. So ist Jesus. Für uns.
Move 3 pure Menschlichkeit Gottes – ein Mysterium
Mit allen Konsequenzen. Das Wort wird Fleisch: verletzlich, vergänglich und verweslich. Mensch. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Näher kann Gottes Wort nicht kommen.
Es bleibt ein kostbares Geheimnis: der, der von Anfang an war und so groß ist, dass wir ihn nicht begreifen können – in diesem kleinen Kind ist er leibhaftig. Uns nah. Und wir gehören zu ihm. Leben, Licht, Gnade und Wahrheit bringt er mit sich.
Move 4 Ich brauche Gott nicht.
Aber was, wenn ich das nicht sehen kann? Immer und überall funktioniert das nicht mit diesem Weihnachtsglauben. Das kann passieren. Wir glauben es plötzlich doch nicht mehr so richtig. Da kommt dann eben immer auch mal die Ernüchterung im Leben zurück . Und dann ist Weihnachten - aber nicht in dir. Und Du hörst Gott nicht sprechen. Und du begegnest ihm auch nicht. Gott kommt und du nimmst ihn einfach nicht auf:
Auch das ist eine uralte Geschichte. Das Licht scheint – und dennoch sehen es nicht alle. Das kann verschiedene Gründe haben. Die Augen sind verschlossen wegen Angst oder sie sind verweint oder man blickt in die falsche Richtung oder ist geblendet von Wut und Ärger oder man ist innerlich einfach nicht empfangsbereit. Das ist die Realität, die die Welt und uns immer wieder einholt.
Jesus selbst hat das erfahren. Auch am eigenen Leib. Die Geister und die Menschen haben sich immer wieder an ihm geschieden. Er war nicht einfach. Er war nicht normal. Da war einfach unendlich mehr. Sie haben ihn deshalb mal verehrt und mal verachtet. Auch dieselben Menschen.
Move 5 Gottes Herrlichkeit - Ich brauche Gott für immer neue Anfänge im Leben
Deshalb spricht Gott an Weihnachten und wir sprechen es nach. Deshalb erklingt jedes Jahr die gute Geschichte mit dem kleinen Kind. Die vielleicht beste Erzählung der Welt.
Worte gegen die Angst, gegen die Traurigkeit, gegen keine Orientierung, gegen Ärger und Wut und gegen die normale Realität in unserer Welt: „Und Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Ein Kind wird da geboren.
Gott wirkt schöpferisch. In jedem Kind. Kind Gottes eben.
Aber ganz besonders wirkt er in dem Kind von Maria. Gottes Wort erwacht zum Leben. Es war schon immer da. Im Anfang schon gedacht. An Weihnachten endlich gesagt.
Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe und des Friedens – Weihnachten ist ein Fest des Neuanfangs. Gott fängt neu an. Auch mit dir und mit mir.
Und seine Herrlichkeit überstrahlt alles. Die Herrlichkeit Gottes. Sie kommt auch zu mir und zu dir und sagt: Du bist so viel wertvoller, als du es vielleicht gerade empfindest. Über dir strahlt Gott. Damit beginnt ein neuer Wert, in mir drin. Ich spüre, dieses Kind hat mit meinem Leben etwas zu tun. Gott fängt neu an.
Mit ihm an meiner Seite möchte auch ich an alle neuen Anfänge in meinem Leben glauben. Meinem Gott vertrauen. An meiner Seite. Wahr Mensch und wahrer Gott.
Amen