( Predigt 1 Thess 5,1-11 ) [ English Sermon ] [ Abkündigungen248.86 KB ]
Liebe Jubelkonfirmandinnen und Jubelkonfirmanden, liebe Gemeinde, ihr habt vor vielen und noch mehr Jahren „ja“ gesagt zum christlichen Glauben und euch dafür entschieden, auf diesem Weg durch euer Leben zu gehen.
Viele Lebensgeschichten könnten wir von euch hören, spannende Bücher damit füllen, viele Weisheiten würdet Ihr den Jüngeren mit auf den Weg geben und es wäre spannend zuzuhören.
Vielleicht wären auch Mahnungen darunter: worauf man im Leben achten, wovor man sich gerade was den Glauben betrifft, hüten sollte.
Der Predigttext aus dem 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher ist auch so zu hören. Vor knapp 2000 Jahren leben die Gemeinden im Glauben daran, dass der Messias bald wiederkommt.
Davon ist Paulus überzeugt, und nun will er der Gemeinde, die eines seiner „ersten Kinder“ ist Ratschläge mit auf den Weg geben, wie sie ihre ersten Schritte im Glauben machen und Standfestigkeit bekommen.
Textlesung
„Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht.“ Wie sollen wir mit dieser Aussage umgehen? Jesus als Dieb? Ein etwas unglückliches Bild finde ich.
Gemeint hat Paulus: man muss wach bleiben und vor allem nüchtern. Damit man das Ereignis mit klaren Sinnen und Verstand erleben kann. Wenn nämlich Jesus zurückkommt auf die Erde, in einer Wolke oder in welcher Weise auch immer: diese Rückkehr wird gleichbedeutend sein mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen. Etwas Neues wird beginnen. Und das wird nicht beängstigend, sondern so schön und befreiend sein, dass keine Sprache Worte dafür finden kann.
Das Reich Gottes wird dann endgültig bei uns sein bzw. uns in sich aufnehmen. So weit, so fremd, denke ich. Wohl niemand unter uns wird das in der Weise erwarten, wie es Paulus und die Seinen erwartet haben.
Wenn uns diese Vorstellung heute nicht mehr mit lebendiger Sehnsucht erfüllt: wozu sollen wir dann dauerhaft wach und nüchtern sein?
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ meint Hermann Hesse in seinem Gedicht von den Stufen im Leben. Das ist auch so, wenn ich an die Anfänge in meinem Leben denke und sicher stimmen viele mir da zu. Paulus würde hier eventuell dagegenhalten und sagen: Wehret den Anfängen. Bleibt wachsam. Im Anfang muss besonders wachsam und sorgfältig hingeschaut werden. Denn ihr wisst nicht, wie es weitergeht. Ihr wisst weder Zeit noch Stunde.
Wie vieles hätte im eigenen Leben verhindert werden können, wenn man am Anfang nicht blind gewesen wäre. Aus Fehlern wird man meist schlauer und sie sind oft auch wichtig. Aber manchmal eben auch nicht.
Wie vieles hätte im Lauf der Geschichte verhindert werden können, wenn man von Anfang an drauf geschaut, das Licht auf bestimmte Bewegungen gerichtet und die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hätte.
Viel Unheil hätte man verhindert, wie viele Leben gerettet. In der Vergangenheit und in der Gegenwart. Ein Blick in den Fernseher genügt.
Darum behält die Botschaft des Paulus ihre Gültigkeit bis heute.Wehret den Anfängen des Eingelullt-Werdens, dem Drang, sich in Sicherheit zu wiegen, denn der Dieb kommt in der Nacht.
Wir leben in der Welt, auch wenn das Neue mit Christus schon angebrochen ist. Alle leben in der Spannung vom Schon-da-Sein des neuen Himmels und der neuen Erde und dem noch nicht Aufgerichtet-Sein des Friedens, wie ihn Christus versprochen hat, dieser veränderten Weltordnung, wie sie im Wochenpsalm 85 so schön zum Ausdruck kommt.
Im Psalm und dann später bei Paulus wird nicht Angst geschürt, sondern es wird von einer unaussprechlichen bleibenden Hoffnung gesprochen, zu der wir aufgerufen werden, festzuhalten.
Dieses Festhalten bewirkt unser Glaube, sagt Paulus.
Der Glaube an den dreieinigen Gott, den Schöpfer und Erhalter der Welt, Jesus Christus, der für uns gestorben ist und mit dem wir leben und der heilige Geist, der uns die Wachsamkeit schenkt. Dieser Gott hat Euch in der Taufe als sein Kinder angenommen, Kinder des Lichts und ihr habt bei der Konfirmation „ja“ zu ihm gesagt. Sein Segen wurde euch zugesprochen. Geschenke Gottes an euch, ganz unverdient… einfach aus Gnade. Dazu haben meine Kinder letzte Woche zwei Dinge gebastelt, die Paulus im Brief nennt. Mit denen ihr schon lange unterwegs seid und die ihr heute noch einmal symbolisch angelegt bekommt.
Wir aber, die wir Kinder des Lichts sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und dem Helm der Hoffnung auf das Heil.
Wofür brauchen wir Panzer und Helm?
Der Panzer des Glaubens und der Liebe schützt uns. Es kann nichts durch Brust oder Bauch dringen und unsere Organe, unser inneres Leben schädigen, wenn der Panzer davor ist. Den Glauben schenkt uns unser Herr Jesus. Er hat den Sieg schon errungen, auf ihn dürfen wir uns verlassen. Christ sein geht aber über den passiven Schutz in seiner Gnade zu stehen hinaus. Jesus erwartet von uns auch Bereitschaft zur Liebe. Immerhin sind wir für ihn unterwegs. Und dazu aufgefordert, anderen mit Liebe zu begegnen.
Der Helm schützt unseren Kopf, unsere Sinne und unsere Gedanken. Was wir in unserem Kopf an Eindrücken, Gedanken und Verletzungen hinein-lassen, da haben wir Einfluss durch den Helm des Heils. Wenn wir uns bewusst machen, was Gott uns sagt, können wir im Vertrauen auf seine Zusagen Zukunft gestalten.
Wir verlieren nicht unsere Hoffnung, im Gegenteil, wir ermutigen andere, die aufgeben möchten und erzählen von dem, was uns erfüllt: Unser Heil kommt von Gott und schützt uns vor Zweifeln und Anfechtungen des täglichen Lebens.
Wo Menschen „ja“ sagen zu Gott, sich mit Glaube und Liebe und Hoffnung ausrüsten lassen, wo sie Barmherzigkeit zeigen, da kann immer wieder, schon hier und jetzt flüchtig Gottes Reich aufblitzen und das tut es.
Amen