2020-11-15 - Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr - Pfarrerin Nicole Otte-Kempf

( Predigt Lukas 16,1-9 ) [ English Sermon ] [ Abkündigungen679.98 KB ]


 

Am Ende des Studiums habe ich ein Praktikum bei TLF hier in Pretoria gemacht. Ich bekam den Eindruck: eine Notlage wird gesehen und auch erkannt und es wird versucht, dagegen etwas zu tun. Umgehend.

Gegen eine Stimmung der Unentschlossenheit und der ewigen Diskussionen erfreuen mich Menschen, die nicht zusehen und abwarten, ob jemand anderes etwas tut, sondern die selbst aktiv werden.

In dieser Haltung fühle ich mich im heutigen Predigttext bestätigt. Wir finden ihn bei Lk 16,1-9.

TEXT lesung

Liebe Gemeinde,

Ein reicher Mann hatte einen Verwalter und dieser Verwalter enttäuschte alle in ihn gesetzten Erwartungen. Es geht offensichtlich um unentschuldbare Fehler.

Den Besitz eines anderen sehenden Auges zu verschleudern, das ist noch etwas anderes, als bloß nicht gut damit zu wirtschaften.

Ob die Beschuldigungen stimmen, das bleibt offen.

Aber der Verwalter ahnt: diese Geschichte kann nicht gut für ihn ausgehen.

Und nun muss er also Rechenschaft geben. Was tun? Ihm bleibt wenig Zeit. Es dauert nur einige wenige Augenblicke, und ihm ist klar, was er zu tun hat. Er hätte andere Möglichkeiten: ehrliche Arbeit zum Beispiel oder seinen Abstieg akzeptieren und betteln gehen – das kommt für ihn nicht infrage.

Da ist er lieber ehrlich unehrlich. Er sorgt für sich und sorgt dafür, dass die Schuldner seines Chefs nun auch ihm etwas schuldig sind. Ob es ihm daran gelegen war, das Leben der Schuldner auch zu erleichtern? Jedenfalls: Niemand als die daran Beteiligten werden diesen Betrug bemerken. Aber keiner wird ihn vergessen.

Aus Hundert Fass Öl werden nur noch 50 Fass Öl

Aus Hundert Sack Weizen werden 80.

Und später wird ein einziger Blick genügen, um sie daran zu erinnern, was er für sie getan hat. Sie werden ihm immer etwas schuldig bleiben.

Ja schlau ist das schon. Ich verschaffe dir einen Vorteil, dafür verschaffst du mir einen Vorteil. Eine Hand wäscht die andere.

Das ist in der Politik so, wenn um Pöstchen geschachert wird, wenn Geld hin und her geschoben wird. Aber auch im Kleinen, ganz ehrlich: sind wir da völlig frei von? Wenn wir Vorteile kriegen können für unsere Kinder, Familie überhaupt und auch uns selbst? Wer sagt da schon gern nein?

Bei den großen Verstößen sind wir uns einig, denke ich, dass das nicht geht. Bei uns selbst finden wir es meistens doch ganz ok. Irgendwie.

Aber der Verwalter in dieser Geschichte ist ein Vorbild. Ist es Jesus, der den Verwalter für sein Verhalten lobt oder doch sein Chef, der am Ende irgendwie alles erfahren hat?

Es war klug von ihm, sich auf diese Weise abzusichern. Darüber muss ich nachdenken.

Warum ist der Verwalter klug? Weil er schnell reagiert, einen rettenden Einfall hat und unverzüglich handelt? Das verlangt Entschlussfreudigkeit, man muss wissen, was man will und alle Bedenklichkeit abschütteln.

Jesus lobt den Verwalter. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.

Kinder des Lichts sollten bei den Kindern dieser Welt in die Schule gehen. Ich verstehe das so:

Wie bei den Kindern der Welt in ihren manchmal dunklen Geschäften, so müsste auch bei den Jüngern in ihrer göttlichen Aufgabe alle Trägheit und Unschlüssigkeit verschwinden und an ihre Stelle Wachheit, Nüchternheit, Entschlusskraft, erfinderische Phantasie, rasches Handeln, kurz Klugheit treten.

Gerade in dieser Pandemie mit all ihren noch gar nicht absehbaren Folgen ist es für jede Regierung, aber auch für jede Kirchengemeinde an sich wichtig, klug zu handeln.

Manchmal, so scheint es, zögern wir zu lange, das Gute und der Situation Angemessene zu tun. Viel zu oft stellen wir auch ganz persönlich unser Licht unter den Scheffel, anstatt die Welt damit auszuleuchten, wie es unsere Aufgabe ist. Ja, wie es die Aufgabe der Kirche ist. Ja, man kann sagen: wir verwalten das uns Anvertraute nicht so, wie wir sollten. Zum Wohl der Menschen.

Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon

Sagt Jesus am Ende.

Nun ist es ja oft so, dass wir uns manchmal auch schwer tun, über das Geld zu sprechen. In jeder KV Sitzung liegt es irgendwie wie ein schwerer Fels auf der Tagesordnung.

Aber wer eine Vision für die Aufgaben der In Kirche sieht, der muss sich zwangsläufig auch damit auseinandersetzen: wieviel Geld brauchen wir, haben wir und wie können wir es bekommen und was können wir geben?

Jesus sagt:

Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, heißt doch soviel wie: lasst ihn euch dienen, nutzt ihn für etwas Sinnvolles.

Geld ist ein Zahlungsmittel. Kein Götze. Hat man Geld, so setze man es ein für etwas Heilsames, Wertvolles, Hilfreiches. Aber unser Herz gehört nicht dem Geld, sondern Gott.

Und mit unserem irdischen Besitz sollen wir etwas fürs Ewige tun.

Lasst euch nicht vom ungerechten Mammon gefangen nehmen, sondern geht souverän mit den vergänglichen Dingen in der Welt um.

Liebe Gemeinde,

Das, was wir jetzt sehen und erleben, ist noch nicht alles. Wir leben hier im vorletzten, wie Bonhoeffer es sagte. Wir erwarten noch etwas anderes.: Das Wiederkommen Christi.

Damit, der Wochenspruch sagt es, geht das Gericht Gottes einher. "Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi." Das kann ein erschreckender Gedanke sein.

Die Schlußabrechnung kommt noch.

Wir reden viel von verantwortlichem Leben, aber der, dem wir verantwortlich sind, scheint weit weg. Man muss sein Leben am Ende abliefern.

Unsere Zeit ist begrenzt, wir sollten nicht immer alles auf morgen verschieben. Nicht nur reden, sondern auch etwas tun.

Dass wir irgendwann Rechenschaft ablegen müssen über unser Handeln und Nichthandeln macht unsere Lebenszeit wertvoll.

Für mich ist das Gericht Gottes aber nicht zu trennen von der Gnade Gottes. Ich weiß nicht, wie das Gericht aussehen wird, doch ich glaube daran, dass der, der unser Richter ist, auch unser Retter ist.

Mit dieser Hoffnung möchte ich mein Leben gestalten. Voller Mut und Demut.


Amen


 

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