( Predigt Sacharja 9,9-10 ) [ English Sermon ] [ Abkündigungen327.14 KB ]
Liebe Gemeinde,
wir haben letzte Woche das alte Kirchenjahr verabschiedet. Freude und Leid haben wir in den 12 Monaten erlebt. Und es hat sich so anders entwickelt, als wir es vor einem Jahr gedacht hätten. Wir haben vieles in diesem Jahr miteinander geteilt und durchgestanden.
Ich wünsche euch nun ein frohes, neues Jahr.
Möge das neue Jahr viel Gutes für euch, für uns alle bringen.
Traditionell begrüßt und gefeiert haben wir das neue Kirchenjahr schon gestern. Und damit natürlich auch die Adventszeit. Es war ein schönes Fest, der Christkindlmarkt.
Ein schöner Auftakt: und nun werden all die Kisten mit den Weihnachtssachen hervorgeholt. Das Haus wird geschmückt und viele von uns füllen die Zeit mit Adventskalendern, mit Türchen, die geöffnet werden mit guten Gedanken und Schokolade, den Krippenfiguren, die erst ganz weit weg und jeden Tag ein Stück näher an den Stall heranrücken. Mit Basteln und Plätzchen backen. Unsere Sinne werden mit Düften und dem Geschmack von Plätzchen und Lebkuchen, den Lichtern und bunten Kugeln angesprochen. Rituale helfen uns, die Zeit zu gestalten und in der Advents- und Weihnachtszeit anzukommen.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, haben wir gesungen. Dieses Lied gehört zum 1. Advent für mich selbstverständlich dazu. Gerade im Advent werden Türen geöffnet.
Türen öffnen, das machen wir täglich. Aber selbstverständlich vergewissern wir uns, wer da vor der Tür steht. Wenn es an der Tür klingelt, ist es ganz normal, erst einmal zu prüfen: wer kommt da eigentlich? Und wirklich öffnen tun wohl die meisten erst dann, wenn sie den Menschen auch kennen oder zumindest als vertrauenswürdig erachten. Ob Sie ihn dann auch hereinbitten, das entscheidet sich an der Tür.
Der da nämlich zu uns kommt ... das ist nicht egal.
Und das ist auch in der Advents- und Weihnachtszeit nicht egal.
Hören wir Worte vom Propheten Sacharja. Er kündigt an, wer da kommt.
Text vorlesen
Liebe Gemeinde, der Prophet Sacharja spricht hier zum Volk Israel viele Jahrhunderte vor Jesu Geburt. Israel ist umringt von feindlichen Nachbarn. Städte brennen und werden unbewohnbar.
Aber… Israel soll sich freuen und jubeln vor Freude. Sacharja, Gott selbst, kündigt nicht irgendeinen Herrscher, sondern den Messias an. "Siehe, dein König kommt zu dir."
Er kommt. - Recht ungewöhnlich für einen König. Dass er zum Volk kommt. Normalerweise ist es doch so: man bittet um Audienz beim König und wartet, ob er einen empfängt. Dieser König aber ist anders.
Und er kommt auch anders. Nicht hoch zu Ross, wie es Kriegstreiber gewöhnlich tun, sondern auf einem Esel.
Siehe, dein König kommt . Wie wird dieser verheißene König sein? Gerecht. So wie man es sich von einem König wünscht.
Wie wird dieser König noch sein? Ein Helfer im deutschen Text, im hebräischen Text steht das Passiv davon: ihm wird geholfen. Nämlich dabei, wie er an die Macht kommt. Er ist ein König von Gottes Gnaden.
Und es heißt von ihm, er sei „arm“, er legt keinen Wert auf seinen sozialen Status, verzichtet auf Ansehen und Ruhm. Aber er wird ein Machtwort sprechen: Frieden! Auf der ganzen Welt. Was für eine schöne Verheißung. Wir warten noch darauf. Denn noch erreichen uns Bilder von Unfrieden. Und wir selbst erfahren das Leben bruchstückhaft. Oder gar als Trümmerhaufen. Da bekommt einer die Diagnose: unheilbar krank, ein anderer verliert seine Arbeitsstelle, in der Schule finde ich keine Freunde, ein geliebter Mensch stirbt.
Bei all dem ist es schwer, auch inneren Frieden zu finden. Und der ist genauso wichtig. Denn wer innerlichen Frieden findet, kann ihn auch erst nach draußen tragen. Dann erst ist Frieden auf der Welt möglich. Und diesen Frieden gibt dieser verheißene König. Den kann ich mir nicht selbst geben. Die Bibel spricht von „Shalom“. Friede als geheiltes, ja, als heilvolles Leben. Innerer Friede ist dort möglich, wo ich sehe: der König, der Gerechte, der Helfer kommt auf mich zu, er kommt zu mir. Er nimmt mein Leben wahr. Ich bin wichtig für ihn.
Viele Jahrhunderte nach Sacharjas Verheißung wurde sie für uns Christen wahr.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt mit Freuden singt: gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
Ja, für einen wie Dich mache ich meine Türen weit auf, kann ich da nur sagen. Dieses Lied gehört für mich unbedingt in die Adventszeit. Ich wünsche mir besonders in der Adventszeit: Komm du bei mir an, Gott.
Welche Rolle übernehme ich nun in diesem Geschehen? Der König kommt. Bin ich der stille Betrachter am Wegesrand? Eines ist klar. Ich muss mich zu diesem Geschehen verhalten. Wichtiger Besuch kündigt sich an. Wie bereite ich mich darauf vor? Advent bedeutet nämlich zweierlei: 1. freudige Erwartung. Die Sehnsucht nach Frieden ist so groß.
Advent heißt aber auch: Mitwirkung: Siehe! ermahnt Sacharja. Mach die Augen auf. Bereite dich innerlich auf den vor, der da kommt. Rituale helfen, das Herz auf die Ankunft Jesu vorzubereiten.
Ich wünsche euch, dass es euch gelingt, kleine Oasen im Alltag zu schaffen, sich bewusst Zeit zu nehmen für das, was an Weihnachten geschieht. Gott wird Mensch. Bedürftig wie wir. Er liefert sich der unheilen Welt aus, um Heil zu bringen. Auch durch uns.
Liebe Gemeinde, es ist Advent. Der König kommt. Innere Vorbereitung und aktiv an der Welt, an der Not meiner Mitmenschen Anteil nehmen. Beides gehört zusammen.
Vielleicht ist der Adventskalender ein sehr gutes Symbol dafür: wir öffnen Tag für Tag die Tür - für den Heiland Jesus Christus, der in unser Herz möchte und wir öffnen die Türen für Menschen, die unsere Hilfe brauchen.
Amen