2022-11-16 - Buß- und Bettag (DE) - Pfarrerin Nicole Otte-Kempf

Offenbarung 3,1-6 ) - [ English ] - [Abkündigungen360.38 KB ]


Sie fallen einem gar nicht auf, auch wenn man sie häufig sieht: man nimmt sie gar nicht so recht wahr und weiß doch: dass sie Leben retten: die Schilder, die auf den Notausgang hinweisen.

Notausgangsschild – so heißt das grüne Schild, emergency exit, das den Fluchtweg markiert. Man sieht darauf eine Figur rennen und einen weißen Pfeil. Er zeigt die Laufrichtung zum nächsten Notausgang an. So kann jeder und jede den schnellsten Weg ins Freie finden.

Nun ist auf diesem Bild kein Pfeil. Zum Glück kann man sagen, gibt es so ein Schild nicht. Anstelle eines eindeutigen Pfeils steht dort die Frage: „Und jetzt?“ So ein Schild würde jede Rettung unmöglich machen. Man wäre auf sich allein gestellt, denn man müsste die Frage in einer großen Stress Situation für sich selbst beantworten. Links oder rechts, vor oder zurück?

Ein Schild wäre das, wie aus einem Albtraum.

Und jetzt? Entscheide dich. Eine kurze und einfache Frage verlangt nach einer schnellen und einfachen Antwort.

Aber manchmal gibt es keine einfachen Antworten in den Krisen, die wir in unserem Leben haben und die Krisen unserer Welt. Wenn es um unser Klima geht z.B., dann ist die Frage „Und jetzt?“ eine sehr komplexe Frage. Kriege, Terroranschläge, die Sicherheitslage hier, steigende Energiepreise. Was hat Priorität und was ist gerecht? Diese Fragen lassen sich nicht immer eindeutig beantworten.

Die Figur auf dem Schild rennt, aber weiß nicht wohin. Der Pfeil fehlt. Die Richtung ist unklar. Auf mich allein gestellt, werde ich kaum den Ausweg finden.

Und jetzt? Wenn der Pfeil fehlt, wenn man orientierungslos ist, dann hilft es, stehen zu bleiben. Nicht in Panik verfallen. Kräfte sammeln. Klare Gedanken fassen. Erinnern.

Der Buß- und Bettag ist dafür gemacht: als Tag gegen Panik und blinden Aktionismus. Ein Tag gegen Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit; als Tag zum Kraft schöpfen und nachdenken; als Tag zum Erinnern, an das, was trägt und Halt gibt.

Und zugleich ist er ein Tag, der daran erinnert, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind. Ich muss nicht allein den Ausweg, den richtigen Weg finden. Ich gehöre zu einer Gemeinschaft, in der niemand zurückgelassen wird. Wer hier fragt: Und jetzt? Findet Menschen, die sich mit auf die Suche machen nach Antworten: egal, ob es um das eigene Leben, die Sorge um andere oder die großen Fragen nach dem Leben in dieser Welt geht: was ist – um Gottes willen – jetzt dran?

Eine Antwort darauf finde ich im Predigttext für den heutigen Buß und Bettag.

Es ist der Ruf zum Wachwerden, zum Lebendig sein, zum Überwinden.

Hören wir, was der Engel der Gemeinde, was Christus der Kirche zuruft. Ich lese aus dem Buch der Offenbarung 3,1-6

Wach auf!

Das ganze Bibelwort ist ein einziger Weckruf. Du hast den Namen, dass du lebst und bist tot. Wo ist deine Lebensenergie, dein Einsatz für das Leben? Es ist eine Anrede an die ganze Kirche, an alle Christinnen und Christen: ihr tragt den Namen Christi, des Auferstandenen und lebt doch als wärt ihr tot. Ihr tragt den Namen Christi, den Gott von den Toten auferweckt hat und verschlaft das Leben.

Werdet wach. Es ist höchste Zeit.

Wir tragen den Namen Christi: wir nennen uns Christinnen und Christen. Wir sind Aufgeweckte, Auferweckte wie Christus. Wir haben in der Taufe alles bekommen, was es zum Leben braucht: den Geist und die Kraft, dazu die Liebe, die Gemeinschaft und das ewige Leben, Leben über den Tod hinaus.

„Protestleute gegen den Tod“ sind wir doch eigentlich. Dazu sind wir berufen: protestieren gegen alles, was klein und ängstlich macht, gegen alle und alles, was einschüchtert und abgrenzt, was unterdrückt und ausbeutet.

Doch oft leben wir nicht so. So ist es doch leider. Bei uns selbst, in der Welt und in der Kirche auch. Wir sind nicht, wie wir sein sollten, wozu wir von Gott berufen sind: Ich kenne deine Werke und deine Werke sind nicht vollkommen. Und jetzt?

Kehr um, werde wach und stärke das andere, das schon sterben wollte.

Aufgeben, liebe Gemeinde, ist keine Option für uns Christenmenschen. Keine Option für die Protestleute gegen den Tod. Einander aufwecken und stärken – das sollen wir tun. Noch mal genau hinhören auf die Botschaft Christi und raus aus aller Trägheit und Mutlosigkeit, Resignation.

Schauen wir noch einmal auf das Schild, auf das Notausgangsschild. Und jetzt?

Wir sehen all die Dinge, die um uns herum passieren, innerlicher Alarm und an vielen Orten der Welt auch. Feueralarm. Und wir? Wir bleiben nicht liegen. Wir lassen niemanden allein. Weil wir nicht allein sind. Christus ist da.

So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße!

Es ist gut, dass es diese Notausgangsschilder gibt. Mit einem Pfeil, die den Weg zum Ausgang, den Aus-Weg zeigen.

Der Pfeil am Buß- und Bettag zeigt uns die Richtung: umkehren! Nächstenliebe statt Hass und Abgrenzung. Gemeinschaft statt Polarisierung; wir sollen die Schwachen mitnehmen. Wem es gut geht, der hilft dem, der Hilfe braucht.

Schauen wir noch einmal auf das Bild: aus dem Notausgangsschild sehen wir eine Person laufen. Auf jedem Notausgangsschild ist ein laufender Mensch gezeichnet. Mich erinnert das daran:

Christenmenschen laufen Christus hinterher. Jetzt. Jeden Tag. Jede Stunde. Wir lassen uns von dem berühren, was geschieht. Wir erstarren nicht. Wir laufen Christus hinterher, der den Weg zum Leben kennt.

Ihn will ich fragen: Und jetzt?

Und Christus, der Lebendige wird antworten.

Wer Ohren hat zu hören, höre, was der Geist der Gemeinde sagt. Amen

 

covid 19

Logo and link provide as required by Government Notice No. 417 of the
South African Department of Telecommunications and Postal Services