( Offenbarung 3:7-13 ) - [ English ] - [ Akündigungen963.48 KB ]
Liebe Gemeinde,
ich möchte euch einladen, mit mir Zeugen zu werden.
Zeugen bei einer Kirchenvorstandssitzung des frisch gewählten Kirchenvorstands, die so oder so ähnlich ungefähr im Jahr 90 n. Chr. in einer Stadt namens Philadelphia irgendwo in Kleinasien stattgefunden haben könnte.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung:
„Liebe Brüder und Schwestern in Christo, heute möchte ich mit euch über ein Problem reden, das unsere Gemeinde schwer belastet.
Ein Problem, das viele Gemeindeglieder schon jetzt zum Austritt bewegt hat und wohl auch weiterhin bewegen wird.
Ich rede vom Tempel in Pergamon.
Dem Tempel, den die Römer gebaut haben zur Verehrung des göttlichen Augustus und der Göttin Roma.
An diesem Tempel sollen die römischen Herrscher als Götter verehrt werden. Inzwischen sind in zahlreichen Städten Kleinasiens solche Tempel entstanden. Doch bisher hatten wir Glück.
Per Sonderbeschluss aus Rom mussten wir an diesem Opferkult bisher nicht teilnehmen.
Denn für die Römer waren wir Juden.
So war es bisher. Doch nun ist eine neue Situation eingetreten.
Wie ihr sicherlich alle wisst, haben sich auf der Synode von Jamnia die Juden eindeutig von uns Christen getrennt.
Und nun will uns Rom nicht mehr vom Kaiserkult befreien.
Wir gelten offiziell nicht mehr als Juden, auch wenn wir einmal Juden waren. D.h. wer sich nun weigert, in einem der umliegenden Tempel den Kaiser zu verehren und ihm die Opfer darzubringen, macht sich strafbar. Die schlimmste Folge kann die Todesstrafe sein.
Liebe Brüder und Schwestern, wir haben heute zu beraten, was wir der Gemeinde sagen. Wie sollen sich die Menschen verhalten? Sie werden uns um Rat fragen!“
So überlegen sie hin und her.
Doch ein klares Ergebnis erzielen sie nicht.
Da klopft es.
Es ist der Bote.
Unter seinem Gewand hat er eine kleine Schriftrolle versteckt. „Seid gegrüßt, Brüder und Schwestern in Christo. Ich habe euch einen Brief mitgebracht.
Einen Brief von Johannes, dem Seher, dem ehemaligen Gemeindeleiter. Hört zu, was er euch schreibt im 3. Kapitel, die Verse 7 bis 13:
Text Offb 3,7-13 (Basisbibel)
Ganz still haben sie zugehört.
Dieser Brief ist wirklich an sie gerichtet.
Johannes hat alles ein wenig verschlüsselt aufgeschrieben, falls der Brief in falsche Hände gerät.
Sie lesen ihn selbst noch einmal durch und verstehen jedes Wort.
Der, der da zu ihnen spricht, das ist niemand anderes als Christus selbst. Niemand sonst kann behaupten, er hätte die Schlüssel Davids.
Und dieser Christus spricht sie an.
Er kennt sie, er hat alles, was sie tun, gesehen.
Er hat gehört, wie sie an seinem Namen festhielten, auch wenn sie so manchen Nachteil dafür in Kauf genommen haben.
Und die Versammlung des Satans, damit kann nur der Tempel in Pergamon gemeint sein, der Tempel der Römer, die sie unterdrücken. Und die falschen Juden sind die römischen Besetzer, die nicht an Gott glauben, sondern nur an ihre eigene Macht und die grausamen Spiele. Ja, so könnte es sein.
Und als ob Christus ihrer Sitzung und ihrer Ratlosigkeit gelauscht hätte, fordert er sie auf:
Halte an dem fest, was du hast, damit dir niemand den Siegeskranz wegnimmt.
Wer siegreich ist und standhaft im Glauben, den werde ich zu einer Säule machen im Tempel meines Gottes.
Sie müssen keine Entscheidung mehr treffen. Ein anderer hat sie für sie getroffen.
Christus, der den Tod überwunden hat, er steht auf ihrer Seite.
Von seinem neuen Reich her werden Sie nun ihre Aufgaben wahrnehmen. Nicht mehr aus Angst vor dem, was noch vor ihnen liegt.
Sondern in der Freude darüber, dass der Tempel Gottes schon im Bau ist. Ihr Entscheidung ist gefallen.
Jetzt gibt es nur noch eins.
Sie werden diesen Brief im Gottesdienst verlesen.
Jeder soll es hören und soll selbst entscheiden....
Liebe Gemeinde,
damit endet unser Einblick in die Kirchenvorstandssitzung von Philadelphia im Jahre 90 n.Chr. Natürlich ist diese Szene erfunden.
Nicht erfunden aber ist die Tatsache, dass wir genau wie damals diesen Brief in unserem Gottesdienst verlesen. „Und dem Engel der NELCSA schreibe..."
Es gäbe sicher vieles zu loben, aber auch zu kritisieren. - Je nachdem, wo und wie man hinsieht. oder besser:
„Dem Engel der Johannesgemeinde schreibe..." Was stünde da wohl drin, in diesem Brief direkt von oben, direkt an uns?
Sind wir Leuchtfeuer oder eher ein kleines Licht? Oder sieht es gar ganz finster aus?
Was kennzeichnet unsere Gemeinde? Welche Stärken und Schwächen haben wir?
Was sind die Ziele für das nächste Jahr und für die kommenden Jahre?
Wer ein Ohr dafür hat, soll gut zuhören,was der Geist Gottes den Gemeinden sagt!
Das ist unglaublich wichtig: bei allem Planen und Tun. Mit Gottes Geist rechnen. Ihn zu Wort kommen lassen. Ihm Raum geben und ihn wirken lassen. Ihm etwas zutrauen. In seinem Geist ist Gott mitten unter uns.
Unser Gott - und so hat er sich in Jesus Christus gezeigt - ist der, der sich auf der Seite der Schwachen einsetzt für Frieden und Gerechtigkeit.
Mit ihm verbindet sich die Vision, dass eines Tages die Waffen schweigen. Dass es eine Zeit geben wird, in der alle Menschen genug zu Essen haben und dass jegliches Streben nach Herrschaft über andere ein Ende hat. Auch wenn dies schier unerreichbare Ziele sind, so bleibt es doch eine Sehnsucht, die bleibt. Im Advent immer noch ein bisschen stärker. Und diese Sehnsucht stellt uns vor die immerwährende Aufgabe, darüber nachzudenken, was wir eigentlich tun. Ich als einzelne und wir als Gemeinde. Der Advent ist Zeit des Nachdenkens. In allem Trubel, der noch vor den Ferien erledigt sein muss. Darüber mir Gedanken machen, was Gott von mir will und wie es in meinem Leben weitergeht.
Und vielleicht bleibt dabei auch noch Zeit zu fragen, wo in unserer Nachbarschaft, in unserer Gemeinde und in unserer Gesellschaft der Retter gebraucht wird. Wo sind wir noch weit entfernt von der Vision des Christus, des Friede-Fürsten und wo spüren wir, dass er kommt.
Solch ein Nachdenken soll nicht dazu führen, uns klein und schlecht zu machen, denn gerade darauf weist uns unser Predigttext.
Im Gegenteil. Betrachten wir unseren Alltag in dem Licht des kommenden Christus, des Retters.
Dann beginnen wir, mit anderen Augen auf das Leben zu schauen.
Wir fragen: Wo hat das Reich Gottes schon angefangen? Wo können wir schon heute etwas von dem Licht des Heilands unter uns erblicken.
Wo wird sein Name und sein Wort schon heute unter uns Wirklichkeit.
Auf diesem Hintergrund fällt es leichter zu planen und zu entscheiden. Wir bauen mit am Tempel Gottes, ist das nicht wunderbar? Wir bauen mit an seinem Reich.
Wir tragen mit unserer kleinen Kraft dazu bei, daß die Vision eines göttlichen Friedens auf Erden Wirklichkeit wird, daß der Retter nahe ist.
Halte an dem fest, was du hast,damit dir niemand den Siegeskranz wegnimmt.
Christus macht uns Mut, an unsere kleine Kraft zu glauben. Die Kraft, die er braucht für sein göttliches Reich.
Denn er spricht: Ich komme bald. — Amen.