2022-12-24 - Heiligabend - Christvesper - (DE) - Pfarrerin Nicole Otte-Kempf

( Lk 2,1-21 ) - [ English ]


Liebe Heiligabendgemeinde, unsere Weihnachtsgeschichte beginnt so: weltlich, sachlich: 

zur Zeit als Quirinius Statthalter in Syrien war und Augustus Kaiser in Rom läutete man eine Zeitenwende ein.

Alle Welt sollte gezählt werden: Mann, Frau, Kinder, Vieh, Acker, Weinstöcke, Obstbäume, der ganze Besitz.

Es war nicht so romantisch, wie es sich an unserem Heiligen Abend auch anhören mag. Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Das war ein Befehl. Keiner und keine sollte dieser Zählung entkommen.

Zu dieser Zeit wurden Maria und Josef zum ersten Mal Eltern.

Zeitenwende für das junge Paar.

Auf einmal waren sie mehr als Liebster und Liebste, als Partner und Partnerin.

Auf einmal waren sie Mutter und Vater und gemeinsam Eltern.

Verantwortlich für dieses kleine Bündel Leben.

Und die Liebe und die Freude wären riesig und unbezahlbar.

Manchmal, da ändert die Zukunft ihre Richtung. Etwas Einschneidendes verändert den gewohnten Lauf der Zeit. 

Eigentlich gehe ich davon aus, dass immer alles so bleibt, wie es ist. Aber dieser Einschnitt lässt sich nicht mehr vergessen. Es ist auch in meinem Leben so, wie es der Zukunftsforscher Matthias Horx über die globale Corona Krise sagt: Die Welt, wie wir sie kannten, löst sich auf. Und die Zukunft, die sehr anders sein wird, als wir gedacht haben, erschließt sich noch nicht. 

Und sicher sind da auch große Sorgen darüber, welche Folgen wir zu tragen haben. Und die Welt. 

Vor und nach Corona, vor und nach dem Mauerfall, vor und nach der Apartheid, vor und nach dem 11. September, vor und nach dem Angriff auf die Ukraine. 

Zeitenwende. Etwas ist geschehen, was die Welt und das Leben, auch mein persönliches Leben grundlegend verändert. 

Noch immer zählen wir die Jahre unserer Zeitrechnung nach Christus. in den meisten Ländern der Welt wird der Zeitstrahl noch immer in die Jahre vor und nach Jesu Geburt eingeteilt. Dass Gott in Christus zur Welt kam, hat alles verändert, bedeutet das. 

Erinnern wir uns aufs Neue daran. 

An die Zeitenwende vor mehr als 2000 Jahren. 

Die einfachen Menschen sehnten sich danach. Sie sehnten sich nach Frieden und Freiheit, nach Liebe und Anerkennung, nach Wärme und Zusammenhalt. Nicht anders also als wir das heute auch tun. 

Und auch sie hatten Sorge um sich und ihre Welt. Wir auch wir heutzutage.

Lukas, der Autor der Weihnachtsgeschichte, bettet die Erzählung in die Weltgeschichte ein.

Und das ist wichtig: Kaiser Augustus war Alleinherrscher über das damals mächtigste Imperium im Westen und Quirinius sein Oberbefehlshaber im Vorderen Orient bis hinein in den heutigen Irak. Die Titel „Retter“ und „Kyrios“ gehörten dem Kaiser Augustus. Er war der Herr der Herren, der Verehrungswürdige. Und die römische Elite und Augustus waren davon überzeugt, dass sie die Friedensmacht seien und den Weltfrieden bringen könnten. 

Und dafür, natürlich, brauchte Augustus Geld. Die Steuererhebungen und Volkszählungen waren die mächtigste Tat des mächtigsten Mannes. Da war alles andere als Freude bei den einfachen Leuten. Das kann man sich leicht vorstellen. Am Anfang der Geburtsgeschichte Jesu steht die Brutalität dieser Welt. Die mächtigen dieser Welt, die notleidende Menschen nicht im Blick haben. Denn die Steuer- und Finanzpolitik sind knallharte Realität. 

Einfache Menschen waren sie, die uns in der Geburtsgeschichte Jesu begegnen. Maria und Josef und die Hirten auf dem Feld. 

Und auch sie lebten in ständiger Sorge, weil sie nicht wussten, was die römischen Besatzer sich als nächstes würden einfallen lassen. 

Und eines nachts schaukelte sich die Sorge auf zur Angst. 

Denn da war:Licht und Lärm in der dunklen Einsamkeit des Feldes.

Sie hatten Panik, als sich da plötzlich der ganze Himmel über ihnen öffnete. Es brach etwas Unvorstellbares in ihren Alltag ein. Etwas, wofür sie keine Erklärung hatten. Es kam plötzlich und mit einer Gewalt, der sie nichts entgegensetzen konnten. Ein Licht in der Nacht. Aber ein Licht, wie sie noch nie eines gesehen hatten. 

Aber einer, der nicht von dieser Welt war, rief: „Zeitenwende für euch! Wirklich wahr!“ Hört auf zu zittern und fürchtet euch nicht. Die Zeiten ändern sich. Nichts wird mehr sein wie vorher, denn euch ist heute der Heiland geboren!“

In einem einfachen Haus am Rande des römischen Imperiums ist vor mehr als zweitausend Jahren etwas in diese Welt eingebrochen, was die Welt verändert hat. In dieser Nacht hat die Zukunft ihre Richtung geändert. Weil Gott eingreift. 

Und als acht Tage um waren und er beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus. 

Liebe Gemeinde, so endet die Geburtsgeschichte. Sie beginnt mit dem Namen Augustus und endet mit dem Namen Jesus. Das ist kein Zufall, denn Augustus und Jesus sind Gegenspieler. Die Geburt dieses Kindes ist diesem Augustus gewachsen. Und darin liegt die Hoffnung. Sie ist nur möglich im Hinschauen angesichts der Brutalität, Kälte und Härte dieser Welt. Selbst der mächtigste Mann muss den Plänen Gottes dienen. Die Zukunft bekommt eine neue Richtung hin zu diesem Kind. 

Es erschüttert die Hirten in dieser Nacht auf den Feldern vor Betlehem. Ja, in der Stille jener Nacht am Rande der damaligen Welt hat ein ganz neuer, unerhörter Prozess göttlicher Befreiung und Rettung begonnen. Gefährdet wie ein Neugeborenes in einem Futtertrog. Dieser Prozess wird noch viel Geduld benötigen. Und Vertrauen in die Zusage eines Lebens, das schon heute von Gottes Frieden und Gerechtigkeit geprägt ist: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

  „Denn euch ist heute der Heiland geboren.“

Auch für uns heute. 

Ein kleines Bündel Leben den Sorgen der Welt zum Trotz.

Fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 

Das ist die zentrale Botschaft in unserer Geschichte. 

Ein kleines Bündel Liebe, das auch dich so annimmt wie du bist mit all deinen Sorgen und deiner Furcht.

Ein kleines Bündel und es wird wachsen, den Zeichen der Zeit zum Trotz.

Für Dich und mich. Zeitenwende. Amen



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