( Phil. 2,5-11 ) - [ English ]
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
wir feiern heute Palmsonntag. Es ist der Beginn der Karwoche. Wir haben gehört wie Jesus von der Menge jubelnd in Empfang genommen wird. Sie sind begeistert von ihm und seinen Taten. Und doch werden wir in der kommenden Woche erleben wie Jesus von der Menge verlassen wird, auf sich selbst gestellt, verurteilt und gekreuzigt.
Paulus sitzt nun Jahre nach Jesu Einzug in Jerusalem im Gefängnis und schreibt an die Gemeinde in Philippi.
Vermutlich gab es, wie in Korinth oder Rom, und wie auch heute noch, Stress unter den Gemeindegliedern.
Und in diese Situation hinein schreibt Paulus einen Brief mit einer harten Botschaft:
Euer Verhältnis zueinander soll der Gemeinschaft mit Jesus Christus entsprechen.
Paulus versucht dabei den Gemeindegliedern in Philippi eine Anleitung zu geben, wie sie leben sollen.
Das Leben Christi soll ihnen Orientierung geben.
- Jesus hält nicht an seiner göttlichen Gestalt fest, sondern nimmt die Gestalt eines versklavten Menschen an.
- Jesus entäußerte sich aller Vorrechte. Er war ein Mensch wie du und ich.
- Jesus war dem Auftrag Gottes gehorsam bis zum Tod.
Was genau heißt das für uns?
- Das loszulassen, was mich vermeintlich ausmacht, mein Geld, mein Aussehen, mein Beruf. Mich nicht darüber zu definieren.
- Es heißt in der Gemeinschaft mit anderen unsere Privilegien loszulassen, so wie Jesus Christus das Privileg Gott gleich zu sein losgelassen hat. Mehr noch, er nahm die Gestalt eines Knechtes, eines Sklaven an. Und stellte sich somit auf die Stufe mit den am wenigsten angesehenen Menschen, mit denen, die sonst niemand beachtet.
Marlene Engelhorn ist Millionärin, weil ihre Vorfahren Mitbegründer von BASF sind. Auf ihre Initiative wurde ein Bürger*innen-Rat gegründet, der sich mit der Verteilungsfrage von Macht und Geld beschäftigen soll. Und damit, warum die reichsten 1% mehr als 50% des Vermögens besitzen. Sie sagt: „Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen“. 25 Millionen Euro, der Großteil ihres Erbes, soll über den Bürger*innen-Rat sinnvoll verteilt werden.
- In Guatemala habe ich öfters folgende Geschichte gehört:
In einem Eimer hocken Kröten, jede versucht so hoch es geht zu hüpfen und als erstes in Freiheit zu kommen. Manche schaffen es mit viel Schwung, hüpfen auf andere Kröten drauf, die an der Eimerwand hängen und schaffen es. Der Rest bleibt zurück.
In einem anderen Eimer haben die Kröten eine Leiter gebildet und helfen sich gegenseitig aus dem Eimer in die Freiheit. Die stärksten sind ganz unten, weil sie am Schluss selbst raushüpfen können.
Jesus entäußerte sich aller Vorrechte. Er war ein Mensch wie du und ich.
Ich stelle mich nicht über Andere, weil ich denke, dass ich mehr weiß, besser gebildet bin, mehr erreicht habe in meinem Leben, ein schöneres Haus habe, die bessere Karriere. Mein Gegenüber ist ein Mensch wie ich.
- Gott ist die Nr. 1 in meinem Leben. Gott ist Chef und ich füge mich Gottes Willen.
Ich habe den Mut Gott zu vertrauen und Gott dementsprechend zu dienen.
Was Gottes Wille ist, ist manchmal gar nicht so einfach herauszufinden. Und auch dann ist es nicht immer leicht.
Auch Jesus hat mit dem Vater und mit seinem Schicksal gehadert. Wir dürfen mit Gott ringen und auf Gott vertrauen.
Eine gute Leitplanke dafür kann das Dreifach-Gebot der Liebe sein:
Du sollst Gott lieben, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit deinem ganzem Verstand und deine Nächsten wie dich selbst.
Paulus gibt den Philippern und uns nicht nur Orientierung, sondern auch Hoffnung.
Wenn wir demütig sind wie Jesus Christus, dann haben wir auch einen Anteil an der Auferstehung. Gott hat den Erniedrigten erhöht.
Heute ist Palmsonntag und der Beginn der Karwoche. Wir können entscheiden, ob wir Zuschauer*innen bleiben, von der Seite jubeln und dann verschwinden, oder ob wir uns mit Jesus bewegen, uns erniedrigen und Gott vertrauen. In der Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist und wir Teil an der Auferstehung haben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.